Dienstag, 4. Juli 2006

Trinity Academy

Heute stand der Besuch der Trinity Academy auf dem Programm. Es handelt sich dabei um eine secondary school, deren Schwerpunkt auf business liegt. Kein Wunder, hat diese Schule doch einen Sponsor, der mit Autos ein Vermögen gemacht hat und einen Fonds gegründet hat, mit dem drei Schulen unterstützt werden. Diese Schule fiel in jeder Hinsicht aus dem Rahmen. Doch der Reihe nach.


Allan hatt
e mich am Morgen abgeholt und nach Thorne gebracht, was im äußersten Nordosten des Bezirks liegt. Das Gebäude ist nagelneu und erst zu Beginn des Schuljahres bezogen worden. An der Rezeption musste ich zuerst meinen Besucherausweis ausfüllen. Danach wurde ich durch den Rektor begrüßt. Den Rest des Tages hat mich dann Mr. McL. (hier redet man sich mit Nachnamen an) begleitet. Zuerst haben wir an der allmorgendlichen Versammlung (assembly) teilgenommen. Zu meiner großen Überraschung kamen die Schüler klassenweise ohne sich zu unterhalten in den Hörsaal. Leise Musik war im Hintergrund zu hören, und die Schüler blieben auch während der Versammlung mucksmäuschenstill. Sie reagierten sogar auf die Aufforderung, sich aufrecht hinzusetzen. Zu Beginn der Versammlung wurde auf das besondere Datum hingewiesen (Unabhängigkeitstag in Amerika). Aus diesem Grund gab es mittags Burger in der Kantine. Im Eingangsbereich waren zwei Harley-Davidson aufgestellt. Anschließend wurde des Geburtstages eines mir unbekannten Engländers gedacht, der sich vor über 200 Jahren für die Abschaffung des Sklavenhandels stark gemacht hat. Dabei wurden die Schüler auch auf die heutigen Formen des Menschenhandels hingewiesen. Zwischendurch wurden Schüler, die sich irgendwie freiwillig betätigt hatten, nach vorne gerufen und mit einem Buch belohnt. Zum Schluss der assembly wurde ein gemeinsames Gebet gesprochen.

Danach haben mir zwei zwölfjährige Schüler das Gebäude (Turnhallen
und Klassenräume) gezeigt. Alle Räume waren aufgeräumt, kein Abfall lag auf dem Boden. Schüler ohne ordnungsgemäße Kleidung (selbst bei dieser Hitze sind außerhalb der Klassenzimmer die Jacken der Schuluniform zu tragen) wurden sofort vom Personal, und damit meine ich ausdrücklich nicht nur die Lehrer, auf die Kleiderordnung hingewiesen. Die beiden schienen stolz zu sein, diese Schule zu besuchen.

Im Anschluss daran wurde mir ein PC-Raum gezeigt. Die Anzahl der in der Schule installierten Compute
r ist beachtlich: 750 PC bei 1200 Schülern, 100 Lehrern und 30 sonstigen Mitarbeitern plus zwei Laptopwagen mit jeweils geschätzten 30 Laptops. Jeder Schüler hat seinen eigenen Anmeldenamen. Es ist die Nummer, die auf einer Plastikkarte aufgedruckt ist, die mittels Barcode auch für die Verbuchung der Verpflegung oder für das Entleihen von Büchern benötigt wird. Ich hatte außerdem die Möglichkeit, an einer Videokonferenz mit einer Partnerschule 150 Meilen entfernt teilzunehmen.

Kurz vor der Lunchpause hatte ich dann Gelegenheit, mit dem Rektor etwas ausführlicher über seine Schule zu sprechen. In der Tat deckt sich mein Eindruck mit der Linie des Schulleiters, die wiederum Ausfluss aus den Werten der drei zur Emmanuel Schools Foundation gehörenden Schulen ist. Auch bestätigte mir der Direktor, dass keine Zigaretten, keine Handys, keine MP3-Player und sonstiges an seiner Schule geduldet werden.

Nach der Mittagspause habe ich dann ein Gespräch geführt mit dem für Business und IT zuständigen Lehrer. Er erzählte mir, dass ab dem nächsten Jahr regelmäßig ein landesweiter Test durchgeführt werden soll, der ähnlich wie bereits jetzt z.B. in Mathe oder Englisch den Leistungsstand der Schüler in Computerwissen abfragen soll. Aus diesem Grund wird zur Zeit in England viel in Computer investiert. Interessanterweise schauen die Engländer oft über die Landesgrenzen und dabei besonders auch nach Deutschland in dem Glauben, dass bei uns alles besser sei. Auf jeden Fall war es beeindruckender Besuch.

Meinen Rückweg musste ich mit Bahn (1,50£) und Bus (2,10£) antreten. Heute Abend findet dann das Halbfinale zwischen Deutschland und Italien statt. Viele Engläder sind überzeugt, dass das deutsche Team das Finale erreicht und wünschen es ihm auch, wohl noch aus alter Bewunderung für Jürgen Klinsmann aus seiner Zeit hier in England. Und spätestens bei einem erneuten Elfmeterschießen kann es nach Meinung der Leute hier nur einen Sieger geben. We'll see.

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